Fahne
Wie vorhin mitgeteilt, nahm die Feuerwehr Neustift am 14. August 1921 an der Fahnenweihe in Oberkappel teil. Da das Fest zur größten Zufriedenheit aller Beteiligten verlief, hörte man in unserer Wehr schon hier und da die Worte fallen: „Wie wäre es, wenn wir auch nach einer Fahne streben würden?“ Diese Worte ließen nicht lange auf sich warten.
Es fanden sich gleich einige beherzte Männer: Johann Ortner, Tischlermeister in Neustift, und der Gemeinde dienende Bürger. Kronawitter aus Haizendorf, da zur Zeit die Feuerwehr Neustift in schlechten Zeiten von Stunde zu Stunde immer tiefer im Kampf stand und schon dem Nullpunkt gleich war, fassten sie den Entschluss, in der Gemeinde bei den Besitzern Unterstützung zu suchen. Überraschend war der Erfolg, denn von allen Besitzern wurde eine Spende oder ein Geldbetrag zugesagt. Nun war der Erfolg sicher und es konnte an die vorbereitenden Arbeiten gegangen werden.
Es wurde ein kleiner Ausschuss gewählt, welcher die Vorarbeiten in die Hand nahm. Unterdessen ging die Sammlung flott weiter und der Tischlermeister Johann Ortner in Neustift wurde nach Linz gesandt zur Firma Spack, um eine Fahne anzukaufen und Zubehör. Seine Sendung war geglückt; denn er wählte eine prächtige Fahne. Durch die Sammelaktivitäten wurden insgesamt Einnahmen von 3.269.452 Kronen und 2 Heller aufgebracht. Die Ausgaben betrugen 3.168.056 Kronen. Somit verblieb der Wehr ein Reinertrag nach der Fahnenweihe von 101.396 Kronen und 2 Heller.
Die Fahne kostete:
Fahne: 1.101.000 Kronen
Fahnenhülle: 60.000 Kronen
Erinnerungsbänder: 53.000 Kronen
Trauerflor: 20.000 Kronen
Nun war die Fahne angekauft; jetzt ging es auf die Suche nach einer Fahnenpatin. Die Wehrmänner Froschauer und Ortner wurden ausgesandt und kamen glückbringend zurück. Die Krämerin Frau Marie Beham in Neustift 36 übernahm die Stelle einer Fahnenpatin. Sie widmete der Fahne ein herrliches „Fahnenband“.
Nun wurde eine fieberhafte Tätigkeit im Festausschuss entfaltet, um das Fest in würdiger Weise begehen zu können. Viele Stunden wurden den Sitzungen und Vorbereitungen gewidmet. Als Tag der Fahnenweihe wurde der 17. September 1922 festgesetzt. Am Samstag, den 16. September, hielt die Wehr zur Ehre der Fahnenpatin einen Fackelzug mit Musik ab. Um 8 Uhr zog der Zug vom Obmann weg durch das ganze Dorf, begleitet von Musik. Auf der Bühne von Erstplätzen sowie vor dem Hause der Fahnenpatin wurde Feuerwerk abgebrannt.
Am nächsten Morgen nach der Messe und der Begrüßung vor dem Hause der Fahnenpatin begaben sich der Obmann, dessen Stellvertreter und Schriftführer zur Ehrung der Fahnenpatin, wo der Schriftführer eine kurze Ansprache an die Fahnenpatin hielt. Daraufhin begab sich die Wehr mit Musikbegleitung der Fahnenpatin in das Gasthaus des Johann Sagenstädter, wo die Fahnenpatin ein auf die Feier des nächsten Tages bezogenes Gedicht zum Vortrag brachte. Nach einigen geselligen Stunden schloss die Feier.
Fahnenweihe
Die Fahnenweihe fand am 17. September 1922 statt. Regnerische Tage waren vorausgegangen und auch am Festtag schien um 5 Uhr früh noch wenig Aussicht auf Besserung. Das ganze Dorf, jung und alt, war schon frühzeitig auf den Beinen, um die Häuser zu schmücken für einen würdigen Empfang der vielen Gäste, welche angesagt waren. 21 Vereine hatten ihre Zusage bereits angemeldet. Die meisten hatten einen weiten Weg und infolge der schlechten Witterung wurden sie abgehalten. Endlich um 8 Uhr morgens lichtete sich der Himmel und es wurde ein sehr schöner Tag.
An den beiden Ortseingängen waren „Herzlich Willkommen“ Triumphbögen mit Aufschriften aufgestellt. Zwei Wehrmänner standen dort in Bereitschaft, um die ankommenden Vereine zu melden; worauf sich dann der Obmann, sein Stellvertreter und eine Wehrabteilung mit Musik begaben, um die angekommenen Vereine zu begrüßen und sie in ihre ihnen zugewiesenen Gasthäuser zu begleiten. Um halb 10 Uhr war Aufstellung zur Feldmesse und zwar vom Triumphbogen ab hinaus gegen das Haus Neustift.
Aufstellung:
Festmusik (diese besorgte die Musikkapelle Rannariedl).
weißgekleidete Schulmädchen.
Ehrendamen mit Erinnerungsbändern für fremde Vereine, wurden auf Leinenkissen getragen.
Zwei Ehrendamen mit eingefalteter Fahne und Stange.
Ehrendamen mit den vier Schärpen (auf Polstern).
Fahnenpatin mit zwei Ehrendamen (Blumensträuße).
Zwei Ehrendamen mit Fahnenband.
Pfarrer und Gemeindevorsteher.
Bezirksobmann (Ergetberger von Hofkirchen).
Patenverein (Feuerwehr Oberkappel).
Fremde Vereine nach Eintreffen ihrer Ansage.
Schluss: Feuerwehr Neustift.
Gäste: Finanzer und Gendarmerie.
Der Zug setzte sich um 9:45 Uhr in Bewegung, um bei der Bühne oberhalb des Wehrplatzes Aufstellung zur Feldmesse zu nehmen.
Um 10 Uhr war die Aufstellung beendet und der Obmann der Wehr Neustift begrüßte die anwesenden Gäste und Vereine und ersuchte den Herrn Pfarrer Löffler aus Oberkappel, die Weihe der Fahne vorzunehmen. Hierauf erfolgte die Weihe der Fahne und Übergabe an die Fahnenpatin, wobei diese sprach:
„Als Fahnenpatin der Freiwilligen Feuerwehr Neustift danke ich Ihnen für die Weihe der Fahne und ich übergebe sie dem Fahnenjunker (Fahnenband befestigt) einhergehend mit den Worten: Haltet sie hoch, dass keiner sich findet, der die Fahne verlässt.“
Der Fahnenjunker antwortete: „Wir halten sie hoch, wir halten sie fest und keiner ist hier, der die Fahne verlässt.“
Hierauf erfolgte die Ansprache des Herrn Pfarrers. Danach trug Anna Ortner, Tischlermeisterstochter, ein Gedicht an die Fahnenpatin vor. Um 10:30 Uhr war die Feldmesse beendet. Nach der Feldmesse trug Franziska Scharrer ein Gedicht an die Feuerwehr vor. Zum Schluss gab Herr Schriftführer Luger einen kurzen Überblick über die Feuerwehr Neustift und dankte allen Anwesenden für ihr Kommen. Hierauf folgte die Verteilung der Erinnerungsbänder vor der Mittagspause.
Am Nachmittag war Festzug durch das ganze Dorf mit dem Unterschied, dass die Feuerwehr Neustift an der Spitze marschierte. Nach dem Festzug gemütliches Beisammensein in den verschiedenen Gaststätten. Am Abend sammelten sich die Wehrmänner von Neustift mit ihren Frauen nochmals im Gasthaus Wundsam, um dort nach des Tages Mühen einige recht gemütliche Stunden mit ihrer Fahnenpatin zu verbringen; denn das Fest war rundum schön verlaufen; denn trotz der schlechten Witterung waren nachstehende Vereine hier:
Der Reinertrag von der Fahnenweihe wurde zum Ankauf von verschiedenen Gegenständen verwendet. Außerdem wurden durch das Fahnenweihfest einige neue Mitglieder dem Verein zugeführt