Brand in Neustift
Freitag, der 14. April des Jahres 1893, war für die Ortschaft Neustift ein schicksalsschwerer Tag. Gegen 5 Uhr abends kam beim sogenannten "Unteren Wirt" (Anm.: Gasthaus Dirmhirn) Höller in Neustift Nr. 1 ein Brand am Hausboden zum Ausbruch. Vermutlich dürfte eine Hauspartei heiße Asche auf dem Dachboden in eine dort stehende Kiste geleert haben, und dies wird wahrscheinlich die Ursache des Brandes gewesen sein.
Das Feuer brannte rasch durch das mit Schindeln gedeckte Dach und wurde auch gleich entdeckt; jedoch konnte man gegen den Brand nicht erfolgreich einschreiten und denselben lokalisieren, da die Gemeinde beziehungsweise Ortschaft Neustift noch keine Feuerwehr hatte. Es stand zur Löschung des Brandes nur eine kleine Handspritze zur Verfügung, mit deren Kraft man aber nicht an den Brandherd herankam. Das Feuer griff dann auf das Nachbaranwesen von Eortbauer in Neustift Nr. 46 über und vernichtete in kurzer Zeit das Anwesen.
Da während des Brandes ein äußerst starker Wind wehte und der April sehr trocken war, wurde das Flugfeuer sehr begünstigt. In kürzester Zeit übersprang es mehrere Häuser, um dann beim Gastwirt Wundsam (Schwarzl) erneut seine verheerende Tätigkeit wieder zu beginnen. Von diesem Anwesen weg setzte das Flugfeuer die Bauernwirtschaft des Martin Krenn in Neustift Nr. 30 in Brand und in kürzester Zeit stand auch das Anwesen des Bauern Jakob Wundsam (Mogl) in Neustift Nr. 23 in Flammen.
Während auf dieser Seite der Brand rasch durch Flugfeuer verbreitet wurde, brannte die andere Seite ebenfalls rasch nieder, so der Nachbar des Höller, Peter Eichinger in Neustift Nr. 2. Anschließend daran brannten die Häuser von Johann Ernst, Bauer Michael Luger, sowie zwei Ausnehmerhäuser. Ferner brannten die Häuser von Leopold Beham und zwei weitere Häuser. Es brannte die ganze Seite hinauf bis einschließlich Schwarzbauer (Förster) in Neustift Nr. 14.
Nicht vom Brand betroffen wurden folgende Besitzer: Franz Dobretsberger (Förster) in Neustift Nr. 18, Matthias Wundsam (Zellhaus) in Neustift Nr. 20, das Ausgedinghaus des Leopold Krenn in Neustift Nr. 21, sowie das Ausgedinghaus des Jakob Wundsam in Neustift Nr. 22 und das Haus von Franz Ahnezeder (Schneider). Auf der Gegenseite blieb noch das Haus von Franz Haver verschont.
Während des Brandes erschienen die Feuerwehren von Gottsdorf, Oberkappel und Wegscheid mit Spritzen. Ohne Spritze waren die Feuerwehren von Engelhartszell, Untergriesbach, Hofkirchen und Pfarrkirchen. Um 9 Uhr abends war die ganze Ortschaft bereits total niedergebrannt. Auch die Kapelle wurde ein Raub der Flammen. Der Turm stürzte ein und die Glocke zersprang. Eine neue Glocke wurde dann von der Ortschaft bei einer Firma in St. Florian angekauft und läutet heute noch für die Bewohner in schweren und friedlichen Stunden.
Die meisten Bewohner verloren durch den Brand die gesamte Zimmereinrichtung aus ihren Häusern. Zum Glück ging der Brand ohne den Verlust eines Menschenlebens ab, jedoch kamen einige Personen mit leichten und schweren Verbrennungen davon. Was den Viehbestand betrifft, waren nur etliche Schweine, Kühe und Hühner zu beklagen.
Folgende Besitzer beziehungsweise Abgebrannte haben nicht mehr aufgebaut: Der Bauer Michael Luger baute zwei Ausgedinghäuser nicht mehr auf, ebenso der Bauer Leopold Beham.
Leopold Johann baute zwei Ausgedinghäuser nicht mehr auf. Johann Hutsteiner in Neustift Nr. 4 baute sein Ausgedinghäusl nicht mehr auf. Bei den meisten Besitzern war die Versicherung gegen Brandschäden sehr gering und es kostete manche große Anstrengung, um sich wieder aufzubauen, obwohl sich allseits hilfsbereite Hände auftaten.
Die Ortschaft bekam ferner von einer Landessammlung 6000 fl; sage sechstausend Gulden. Diese 6000 fl. wurden durch den Bezirkshauptmann eigenständig in Neustift an die Abgebrannten nach Schaden verteilt.